Meine älteren Fleischmann-Loko­mo­ti­ven ver­fügen fast alle über den be­währ­ten Rund­mo­tor, der schon vor mehr als 40 Jahren kon­zi­piert und ab da in die meis­ten H0 Mo­delle ein­ge­baut wurde. Mittler­weile haben die run­den Per­ma­nent­mag­ne­te dieser Mo­to­ren viel von ihrer ur­sprüng­li­chen Feldstärke verloren. Das macht sich in einer erhöhten Strom­­aufnahme und einer stärkeren Erwärmung des Gleichstrommotors bemerkbar. Das Drehmoment des Mo­tors lässt nach und durch die er­höhte Stromaufnahme werden die Bürsten stärker belastet. Der andere wunde Punkt bei den alten Loks ist die durch die abgefahrenen und kor­rodierten Räder behinderte Stromaufnahme.
Nachdem ich nun bei einigen Exemplaren die Lauf- und Treibräder neu bereift, und damit die Strom­ver­sorgung wiederhergestellt hatte, störten noch die hohe Geräuschentwicklung und die schlechte Regel­barkeit des alten Motors. Natürlich trägt auch das mehrstufige Stirnradgetriebe viel zur Geräusch­ent­wicklung bei, aber ich stufte den Motor als Hauptver­ur­sacher ein. Abhilfe versprach die Ankündigung eines Drehstrommotors für Fleischmann von rail4you.ch.


Der Dsm im Messingblock eingebaut

Der eigentliche Drehstrommotor ist mit 20 mm Durchmesser x 10 mm recht kompakt. Er wird von der Fir­ma Maxon (Schweiz) her­gestellt und ist eine Abwandlung eines Motors aus dem Standard Pro­gramm. Der Stator mit der 3-Phasenwicklung ist mit 3 M2 Schrauben im Messing Adapter für den Fleischmann Motor befestigt. Ein Flachband­kabel bringt die An­schlüs­se der Wicklungen nach draußen zu einem mini­a­tu­ri­sier­ten elektroni­schen Leis­tungs­trei­ber. Im Fachjargon würde man Frequenz­umrichter dazu sagen. Der Rotor mit internen Per­ma­nent­­mag­­neten, einer Schwungscheibe und einem Zahnritzel dreht sich außen um den Stator. Ein solcher Motor wird in der Industrie ein als „bürsten­loser Gleich­strom­­mo­tor“ oder als Syn­chron-Servo­motor bezeichnet, wobei sich dort meistens der Rotor im Stator statt um den Sta­tor dreht. Um den Mo­tor zum Drehen zu bringen, ist eine abwech­selnde Erregung der Wick­lun­gen erforderlich, wodurch ein Drehfeld entsteht, das den Rotor antreibt. Der Treiber besorgt nun diese soge­nannte elektronische Kom­mutierung, also die Erzeugung eines Drehfeldes mit varia­bler Drehzahl. Durch dieses Prinzip sind extrem nie­drige Drehzahlen, aber auch sehr hohe Dreh­zah­len möglich. Der Rotor ist mit dem Drehfeld immer syn­chron. Aus diesem Grund benötigt der DSM keine Drehzahlregelung.


Dsm mit Schwungscheibe und Fleischmann Ritzel im Messingklotz eingebaut

DSD mit Flachbandkabel zum Treiber

Das angetriebene Drehgestell der Nohab Lokomotive

Der Dsm Motor von der Antriebsseite, eingebaut in der Fleischmann Nohab

Die umgebaute Fleischmann Nohab mit Drehstrommotor

Nach dem Umbau fährt die Lok wie neu. Im unteren Drehzahl­be­reich kann man wie bei einer richtigen Dreh­­stromlok ganz leise Summtöne vernehmen, deren Tonlage mit der Drehzahl in Stufen variiert. Die Lok fährt sonst geräuschlos. Erst bei höheren Ge­schwin­dig­kei­ten kann man das Stirnradgetriebe hören und das Klackern der Räder auf den Schienenstößen. Bei Maximal­geschwin­digkeit ist die Lok zwar nicht mehr leise, aber liegt im Schallpegel deutlich unter dem Original.


Die Nohab fährt mit neuem Motor auf der Modulanlage.

Im Februar 2006 hat die Firma rail4you.ch Konkurs angemeldet. Damit gibt es für den Dsm Dreh­strom­motor keine Bezugsquelle mehr. Über die weiteren Entwicklungen der Firma rail4you wird an vielen Stel­len im Internet berichtet.


© 2004 – 2021  Gerard Clemens  letzter Update 01.12.2021